Was ist Energie?

Ich beziehe mich im Titel meines Klangraums auf Energiearbeit – aber was ist Energie eigentlich? oder auf welche Art von Energie ziele ich bei meiner Arbeit?

Physiker sprechen von Energie als einer Kraft, die nötig ist um eine Arbeit zu verrichten. Von der Wortbedeutung her (altgr. ἐν en „innen“ und ἔργον ergon „Wirken“) impliziert der Begriff ein Wirken aus dem Inneren heraus, also eine „Unsichtbarkeit“. Man unterscheidet potentielle, kinetische, elektrische, thermische und chemische Energie, die teilweise unterschiedliche Werte und Formeln besitzen. Ein Biologe spricht also von ganz anderen Wirkzusammenhängen als ein Physiker, wenn er von Energie spricht.

In unseren Zusammenhängen der Energie-Therapie und der Traditionellen Chinesischen Medizin sprechen wir vom Qi (sprich: „Tschi“) und das wird als Lebensenergie übersetzt, was stimmt, aber recht abstrakt klingt (andere Kulturkreise und Systeme nennen vergleichbare Kräfte beispielsweise Ki, Prana oder Ätherkräfte).
Das, was ein Lebewesen ausmacht, nämlich dass es lebt, ist Wirkung des Qi. Alle Lebensprozesse werden von ihm gesteuert und in Gang gehalten. Wir Menschen nehmen Qi auf, indem wir atmen, essen, trinken, meditieren, wir tauschen Qi, wenn wir uns die Hand geben. Naturwissenschaftlich ist es noch nicht eindeutig quantifizierbar nachzuweisen, aber die Messmethoden (und auch die Fragestellungen von Forschung, Studien und Messmethoden) werden feiner und zielen auch in diese Richtung.
Die Kinesiologie zeigt mit ihren Muskeltests, dass die Kraft eines Muskels nicht nur von seinem Trainingsstand und der ausreichenden Versorgung mit biochemischem Energieträger ATP abhängt, sondern auch vom feinstofflich energetischen Zustand des Menschen, kurz von seinem Qi. Und wir alle kennen das kraftlose schlappe Gefühl, wenn wir an etwas unschönes denken (Beispiele: Prüfung, Lehrprobe, Begegnung mit ungeliebtem Nachbarn/Verwandten etc.) und wie sich dieses Gefühl ändern kann, wenn am Freitag Nachmittag das Wochenende eingeläutet wird oder die Nationalmannschaft ein Tor schießt.

In der TCM wurde die Bewegung des Qi im menschlichen Körper über Jahrtausende hinweg beobachtet. Daraus entstand das System der Meridiane, die Qi enthalten und eine Flussrichtung haben – ganz ähnlich den Adern und dem Blut. Weist eine Arterie einen Engpass auf (z.B. im Herz oder Gehirn), kommt es zu gesundheitlichen Problemen. Ist ein Meridian nicht mehr so leitfähig, wie er sein sollte, ebenfalls. Bei Herzkranzgefäßen setzt man Stents, die die Adern weit halten, bei Meridianen kann man an betroffenen Stellen (den Akupunkturpunkten) mit Nadeln oder in meinem Falle Stimmgabeln (und die TCM kennt noch einige weitere Methoden) für eine bessere Leitfähigkeit sorgen.
Kommt die Zirkulation des Qi gänzlich zum Erliegen, verlässt das Qi den Körper und das Lebewesen lebt nicht mehr.

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Woran kann man Qi bei Menschen erkennen?

Hat ein Mensch einen ungestörten Qi-Fluss in all seinen Meridianen und folglich eine Menge davon zur Verfügung, wird bei ihm von Ausstrahlung, von Charisma gesprochen. Kleine Kinder leben meist in diesem Zustand und üben auf Erwachsene häufig einen besonderen Charme aus.
Bis zum Mittelalter scheint man diese Ausstrahlung bei besonderen Menschen noch gesehen zu haben, die Abbildungen der Heiligen ziert ein Heiligenschein – nichts anderes als eine so kräftige Aura aus Qi, dass man sie sehen konnte.

Wie entsteht ein Mangel an Qi?

Die westliche Medizin geht als Ursache für die Entstehung von Krankheiten meist von äußeren Einflüssen aus – wie z.B. Giften (hierunter auch Medikamente – siehe Nebenwirkungen…), Infektionen, Krafteinwirkungen wie bei Unfällen oder dem Alter, also Verschleiß. Die TCM kennt außerdem noch andere sog. pathogene Faktoren, wie ein Lebensrhythmus gegen den Biorhythmus des Menschen oder auch ungute Gedanken und Gefühle. Ein Beispiel, das Alex Wu in seinem Buch „Wie der Körper sich selbst heilt“ anführt, ist das Magengeschwür bei Managern: Stress, Druck und Ärger sind pathogene Faktoren, die auf die Leber (und den dazugehörigen Meridian) wirken. Dadurch wird sehr viel Qi in diesen Teil des Systems investiert, so viel, dass es in falscher Richtung nämlich an den Magen weitergereicht wird (für näher Interessierte: Die Leber wird der Wandlungsphase Holz zugeordnet, der Magen der Erde. Nach den fünf Wandlungsphasen bringt Erde Holz hervor, das Holz sollte eigentlich das Feuer nähren. Wenn es auf die Erde zurückschlägt ist das auf Dauer nicht gut).

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Wie kann man dem Mangel an Qi-Energie abhelfen?

Alex Wu schreibt in seinem Buch (s.o.), dass eine gesunde Lebensführung und Massage der Meridiane (vor allem des Blasenmeridians) die Selbstheilungskräfte des Körpers mobilisiert und selbst chronische Krankheiten heilen kann und führt Beispiele an. Unter eine gesunden Lebensführung versteht er:
• früh schlafen gehen (vor 10 Uhr abends!) und früh aufstehen
• gutes Essen und ausreichendes Trinken (auch Eiswasser vermeiden!)
• gutes und gründliches Kauen (mind. 20 Mal pro Bissen)
• Ausreichende und gute Bewegung
• Achtung vor den Selbstheilungsprozessen des Körpers, die von der westlichen Medizin meist unterdrückt werden (Fieber, Schwellungen z.B. auch bei Gicht etc.)
• Ausgewogenes Emotions- und Gedankenleben